Wieviel bist Du?
So bin ich eben! Eine Aussage, die sicher viele von Euch kennen und Du vielleicht sogar selber schon gebraucht hast, um – ja genau, um was eigentlich zu sagen?
Meistens sagen wir das doch, um eine Situation, in der es um unser Verhalten geht aufzulockern. Im Guten wie im Schlechten.
Dir fällt in der Küche erneut ein Glas beim Abwasch hin und Du sagst: So bin ich eben! Eine Entschuldigung dafür, dass Dir das Glas hingefallen ist und ein Hinweis für die Umstehenden darauf, dass sie nicht mehr von Dir erwarten dürfen.
Du bringst einer Freundin einen Kuchen vorbei, weil sie krank ist und Dir ist ihre Dankbarkeit etwas peinlich. So bin ich eben! Ein Hinweis darauf, dass es nichts Besonderes ist und sie daraus nun kein großes Ding machen soll.
Beides Situationen, in denen „so bin ich eben“ nicht wirklich die angemessene Aussage oder Antwort ist, doch das Thema schnell zum Ende führt.
Komisch eigentlich! Ich kenne viele Menschen, die es mögen, mehr über sich heraus zu finden und eine Beschreibung der eigenen Persönlichkeit, in Studien belegt oder durch Feedback gehört, als bereichernd empfinden. Dabei trennt sich meiner Meinung nach die Spreu vom Weizen. Die Einen nutzen die Erkenntnisse über sich, um sich zu verstehen und weiterzuentwickeln, die Anderen nutzen die Erkenntnisse, um das nicht immer gelungene Verhalten einfach zu entschuldigen. „Ich bin eben so“ mit diesem Satz zurrst Du in Dich und Deine Persönlichkeit auf vier Worte fest. Du bist bereit – im Guten wie im Schlechten – Dich zu bagatellisieren. Dich, Dein Verhalten, Deine Kompetenzen und Deine Motive zu vereinfachen oder zu verkürzen.
Dabei lässt Du außer Acht, dass Du ja z.B. die anderen Gläser alle in den Schrank geräumt hast oder es Dir selber viel Freude bereitet hat, einen Kuchen zu backen. Schon allein in diesen beiden Beispielen wird deutlich: DU BIST MEHR! Mehr als ein zerschlagenes Glas, mehr als ein Kuchen.
Mit „so bin ich eben“ setzt Du Dir und Deiner persönlichen Entwicklung Grenzen. Du manifestierst Dich in dem Bild oder dem Verhalten. Im Beispiel vom Kuchen ist das vielleicht nicht ganz so dramatisch, denn die Freundlichkeit und die Bescheidenheit, die sich darin verbergen sind nun durchaus ehrenwerte Eigenschaften. Natürlich würde dem viel angemessener Raum gegeben, wenn Du Dich über die Dankbarkeit Deiner Freundin freust und Dich einfach bedanken würdest!
Doch stell Dir vor, Du hörst diesen Satz von einem Deiner Kollegen, nachdem sie/er erneut eine Timeline gerissen hat, weil sie/er erneut versäumt hat, sich zu organisieren? Oder von Deinem Vorgesetzten, der Dich vor den Anderen zusammengestaucht hat und im Nachhinein ins Büro kommt und mit dieser Aussage alles wieder einrenken möchte.
Ein kleiner Satz, der bedeutet, dass sich der andere seines Verhaltens bewusst ist, sich aber nicht ändern möchte. Stattdessen wird erwartet, dass „so bin ich eben“ als Entschuldigung von Dir akzeptiert wird und man einfach so weiter machen kann, wie bisher.
Sehr unzufriedenstellend, oder?
Diesen Effekt hast auch Du, wenn Dir dieser Satz passiert.
Möchtest Du Dich wirklich selbst eingrenzen? Möchtest Du wirklich stehen bleiben und in allem so bleiben, wie Du bist?
Ich persönlich bekomme bei dieser Vorstellung über mich und mein Leben leichte Schnappatmung. Ich möchte mehr werden, als ich jetzt bin. Dabei gibt es Dinge, die ich schon wirklich gut finde und „so bin ich eben“ das ist, was es sein soll. Doch es gibt auch Verhaltenszüge, Fähigkeiten, die ich unbedingt verändern, erweitern, verlassen möchte und mir es nicht reicht, zu wissen wie ich bin, sondern ich neugierig auf die bin, die ich darüber hinaus sein kann.
Wie geht es Dir mit diesem Satz? Gebrauchst Du ihn selber? Wann?
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