Kennst Du das: auf einer Party gerätst Du in eine Runde, in der scheinbar so ganz nebenbei über die sich immer schneller drehende Welt gesprochen, das große Tempo im Büro beschrieben, die sich stetig vergrößernden Arbeitsvolumina skizziert werden.
Alle in der Runde sind sich einig, dass dieser Stress nicht mehr lange auszuhalten sei. Doch so wirklich etwas daran ändern, will irgendwie keiner, denn wenn Du dann vielleicht einmal mutig eine stressreduzierende Idee anbringen möchtest, wissen alle Umstehenden, dass das zwar sinnvoll, aber leider unmöglich sei.
Nun tatsächlich machen viele meiner Kollegen und ich die Erfahrung, dass immer mehr Menschen im Coaching von starken Stresssymptomen erzählen. Herzrasen, Zittern, Schlaflosigkeit, Verdauungsstörungen, unaufhaltsames Gedankenkarussel, Pfeifen im Ohr und vieles mehr. Dabei sind viele dieser Menschen erfolgreiche Führungskräfte, geradlinige Familienmenschen oder engagierte Persönlichkeiten im öffentlichen Leben, also durchaus Menschen, die ihre Frau oder ihren Mann stehen.
Wie kommt es, dass wir nahezu alle wissen, was Stress bedeutet und wie risikoreich es ist, nichts dagegen zu unternehmen und doch lassen wir es darauf ankommen. Unternehmen nichts und ziehen uns mit einer selbstironischen Bemerkung darauf zurück, dass es ja eben nicht anders gehen könne. Ist es immer noch en vogue überbeschäftigt zu sein, wahnsinnig viel Geld zu verdienen und sich darüber beklagen zu können, dass man ja gar keine Gelegenheit hat, es auszugeben?
Ich entscheide mich dagegen! Ich möchte gesund bleiben und undbedingt alt werden. Das ist – so wissen wir auch alle – nicht nur eine Frage der DNA.
Natürlich will ich nicht ab jetzt ständig in der Hängeschaukel hängen – etwas Stress brauche ich. Brauchen wir alle. In dem Buch „Das Parasympathikus-Prinzip“ von Ursula Eder wird deutlich, dass es nicht um unbedingt immer weniger geht, sondern um die immer stärker werdende Kunst der Regulation. Gesund, und für uns unbedingt zu lernen, ist zwischen Stress – dem Antrieb durch den Sympathikus – und der Entspannung – dem Antrieb durch den Parasympathikus – zu regulieren. Und zwar nicht zufällig, sondern bewusst und zielstrebig.
Eine Idee dazu ist, auch wenn es profan zu sein scheint, das Atmen. Mit dem Einatmen triggern wir den Sympathikus, also unser Stresszentrum. Mit dem Ausatmen triggern wir den Parasympathikus und geben ihm damit Raum, schon allein in diesem kurzen Moment seine Regenerationsarbeit zu starten. Das einzige, was wir tun müssen, ist etwas länger auszuatmen, als wir einatmen. Das ist nicht weltbewegend, aber weltverändernd.
Weil diese Übungen so einfach in den Alltag zu integrieren sind, sind sie auch gefährlich. Denn nun können wir uns eben nicht mehr einfach dahinter verstecken, dass stressreduzierendes Verhalten viel zu anstrengend und für den Arbeitsalltag viel zu unrealistisch ist. Jetzt – und das nun nochmal mehr als vorher – sind wir erneut selber Schuld, wenn wir uns vom Stress auffressen lassen, statt dagegen zu steuern. Na, Stress damit?
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