Wenn ich mit Teilnehmenden in Führungstrainings oder Einzelcoachings zu Überzeugungsstrategien oder bestimmten Fragetechniken spreche, werde ich nicht selten erschrocken angeschaut und mahnend darauf hingewiesen, dass dies ja durchaus manipulierend sein könnte. Für mich ist das ein wunderbarer Einwand, denn an dieser Stelle ergibt es sich ganz natürlich, dass wir ehrlich und ohne Vesier miteinander über Einfluss, Macht und Führung sprechen können.

In diesem Diskurs stelle ich fest, dass viele Menschen, die in Führung gegangen sind, sich nicht immer mit dieser Spannung zwischen Macht, Einfluss und Führung auseinandersetzen. Viele sind wegen der Möglichkeiten mitzugestalten in Führungsaufgaben eingestiegen und haben dabei vor allem Situtationen im Kopf, die eher operativer oder vielleicht sogar strategischer Natur sind.

An dem Punkt allerdings, an dem es dann darum geht, Mitarbeitende für die Ideen oder Notwendigkeiten zu begeistern, hoffen sie auf den sogenannten „GutWill“ und setzen auf den gesunden Menschenverstand der Kollegen, mit dem allen ja dann schnell klar werden müsste, dass jene Entscheidung sinnvoll oder dieser Weg der bessere sei. Manchmal gelingt das sicher – herzlichen Glückwunsch. Manchmal gelingt das aber leider nicht und auf einmal macht sich großes Wundern, manchmal sogar Ärger aber mindestens Irritation ggfs. gepaart mit einer Prise Hilfslosigkeit breit.

Wie bringe ich meine Mitarbeitenden dazu, meine Ideen gut zu finden oder zumindest die dafür notwendigen Aufgaben zeitnah und zielgerichtet umzusetzen?

Hier kommt nun dann doch die Frage nach der Einflussnahme ins Spiel. Ja und ich bin davon überzeugt, dass es auch ein Quentchen mehr sein darf, um überzeugend zu wirken und Mitarbeitende mitzunehmen. Viele Tools der Überzeugungstechniken knüpfen an Erkenntnisse der Psychologie an, um sinnvoll und effektiv im Gegenüber eine – hoffentlich positive – Reaktion zu provozieren. Natürlich. Niemand von uns möchte Zeit oder Gespräche nutzlos verschwenden. Zu Führung gehört demnach doch unbedingt, dass wir von dem was wir anderen vorstellen, selber überzeugt sind und es für gut befinden. Daran schließt sich dann sozusagen automatisch, dass wir andere davon begeistern wollen. Deswegen schließt gute Führung auch Einflussnahmen und Überzeugungskunst ein. Wohlwissend allerdings, dass Führung perse beeinflusst – im Guten wie im Schlechten – einfach weil Führung in der Hierarchie gesetzt ist, hat Führung immer auch Macht inne. Einen Spielraum, der je nach Reife der Führungspersönlichkeit wohlwollend und sinnstifend eingenommen oder aber eigennützig und bezwingend ausgenutzt werden kann.

Macht als Raum, in dem wir als Führungsverantwortliche unsere Mitarbeitenden herausfordern, konfrontieren, schützen und mit ihnen unsere Strategien teilen. Macht als Raum, in dem unsere Mitarbeitenden sich entwickeln, sicher fühlen und in ihren Flow kommen können.


Ich bin davon überzeugt, dass die Tatsache, als Führung Macht zu haben, mit in die eigene Führungsidentität gehört, damit sie genutzt und gestaltet werden kann. Keine Sache, vor der wir Angst haben müssen, sie falsch zu nutzen, da ja wir es sind, die sie nutzen und damit selber bestimmen, wie Macht für unsere Führung eingesetzt wird.

Also: Führst Du zahnlos oder machtvoll?

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